So beschreibt ein früher Tourist Lindau:
- hat gesunde Lufft, allerley Wind, gut Wasser, ein fruchtbaren Boden darumb, wolfeil Zehrung, ziemblich schön gebawen, wol zu allerley Handthierung gelegen, wehrlich und vest, an welcher zu rück
- gegen Nidergang der Sonnen ein groß und weit Feld ligt, das zu gemeinen Jahrgängen 100 SeeFuder Weins, aber nach Lands Art frisch [= sehr herb], bringen mag.
- (Thomas (od. Seb. ?) Münster zu Basel, 1550) - nach einer Quelle im Stadtarchiv
Aus diesem Jahr 1550 ( + / - ) stammt eine berühmte Ansicht (s/w-Stich, Radierung) Lindaus. Sie wird C. Merian zugeschrieben. Abgedruckt in ………
Druckgrafik - Stadtansicht Lindau : Gesamtansicht : Sebastian Münster/Cosmographia]
Titel Lindoia citta insulare circondata con acque die laguna
Darstellung: Blick aus der Vogelschau auf die Inselstadt Lindau, Bregenz und die Rheinmündung
Cavazzen Sammlg. Nr. G.l.g.a. 4

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Texte im Bild
Blick aus der Vogelschau auf die von Palisaden umgebene Inselstadt Lindau sowie auf Bregenz, weitere bezeichnete Ortschaften oder Burgen/Schlösser des gegenüberliegenden Bodenseeufers mit Gebirgskette und Rheinmündung.
Überschrift: "Lindoia citta insulare circondata con acque die laguna", darüber (links) "Della Germania",
(rechts) "Lib. III".
Mittig ist das Lindauer Stadtwappen dargestellt und daneben steht die Ortsbezeichnung "Lindaw".
Die Insel ist umgeben von Spruchbändern mit den Himmelsrichtungen "Mittag", "Occident", "Orient" und "Mitnacht".
Auf der linken Seite der mittels einer Steinbrücke mit dem Festland verbundenen Stadt erkennt man die Türme der Stiftskirche und der St. Stephanskirche, schräg dahinter die Burg (eine ursprünglich befestigte Insel) mit Jakobskapelle, den Mangturm, davor das alte Rathaus, weiter rechts die Kirche St. Peter, den Diebsturm sowie weitere Türme und Stadtbefestigungen und auf der rechten Seite die noch spärlich bebaute und durch den Inselgraben vom Stadtkern getrennte sog. hintere Insel.
Die Türme sind zum Teil überhöht dargestellt, wie überhaupt trotz der Bemühungen Münsters um größmögliche topographische Genauigkeit die Bearbeitung der Vorlagen bis hin zum fertigen Holzschnitt zu Ungenauigkeiten führte und die Betonung von Türmen oder markanten Gebäuden damals zur Erwirkung einer prägnanten Stadtsilhouette üblich war.
Links neben der Stadt liegt die Galgeninsel (eine heute von Schilf bedeckte Halbinsel, die damals bei Hochwasser wohl als Insel erschien), die über die Verbreitung durch Münster und andere topographische Werke bis ins 18. Jahrhundert häufiger Bestandteil der Bildtradition Lindauer Ansichten wurde.
Auf dem Bodensee sind mehrere Schiffe erkennbar, rechts unten ein Fisch, am Ufer um Bregenz die in den See fließenden Gewässer mit Bezeichnungen. Oben links in der Himmelszone ein Vogelschwarm, weiter rechts Wolken. Die Landschaft ist belebt durch kleine menschliche Figuren in den Booten oder Wanderer links hinter Bregenz.
In drei Kartuschen unten Bezeichnungen von Gebäuden A-P. Die Vorlage für den Holzschnitt entstand bereits mehrere Jahre vor dem erstmaligen Erscheinen im Druck und wurde im Jahr 1545 von Achilles Pirmin Gasser zusammen mit Bildern weiterer Städte an Sebastian Münster geschickt.
Seitenzahlen am oberen Rand in arabischen Ziffern: "600 / 601". Rechts unter dem Rand "LL 3 Achille".
Herkunft des Drucks: Holzschnitt aus einer italienischen Ausgabe der Cosmographia von Sebastian Münster (die Lindauansicht erschien erstmals 1550).
Verso: Druckschrift in italienischer Sprache; Seitenzahlen oben "602 / 599"; Überschrift links: "Della Germania"; rechts "Lib. III / LACIT//TALINDO/uia come a nostra eta è situata (...)"
Vergleiche den Kartenausschnitt von Sebastian Münster, kolorierter Holzschnitt, um 1550.
- Und nochmal hundert Jahre später, die Insel bei der Belagerung durch schwedische Truppen, >> 1647