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Das Projekt Über die Grenze wurde vom Jüd. Museum in Hohenems gemeinsam mit vielen anderen vorbereitet und 2022 im Juli entlang der Radroute Nr. 1, von Bregenz bis Partenen, und an ausgewählten Orten in der Schweiz und in Liechtenstein der Öffentlichkeit vorgestellt. Symbolische Grenzsteine markieren dort 52 Hörstationen zu Flüchtlingsschicksalen zwischen 1938 und 1945 an diesen Orten. Per QR-Code und Händy kann man sich auch vorort auf die Geschichte des jeweiligen Ortes einlassen, innehalten und die Umgebung mit anderen Augen wahrnehmen.


Fluchtgeschichten gibt es auch an den Grenzen bei Lindau in der Nazi-Zeit (1938-1945).

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(Symbolfoto für die neu aufgestellten „Grenzsteine“ des Projekts)

Tausende Flüchtlinge versuchten zwischen dem März 1938 (Besetzung Österreichs) und vor dem Mai 1945 (Kriegsende in Europa) über Vorarlberg die (hoffentlich) rettende Schweiz zu erreichen: von den Nazis verfolgte Jüdinnen und Juden, politische GegnerInnen der Nazis, Deserteure, Kriegsgefangene, Zwangs- und FremdarbeiterInnen aus den besetzten Ländern Europas.

Bereits im Sommer 1938 begann die Schweiz die Grenzen abzuriegeln. FluchthelferInnen auf beiden Seiten der Grenze konnten manchen noch ein Entkommen ermöglichen, aber es gab nun nur noch illegale Wege in die Freiheit. Und viel zu wenige Wege für die Vielen.


Namen und Orte, 52 x ein Grenzstein[]

Inhaltsverzeichnis



Über den Autor Hanno Loewy[]

Hanno Loewy (* 17. Februar 1961 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher promovierter Literatur- und Medienwissenschaftler, Publizist und Direktor des Jüdischen Museums Hohenems. Hanno Loewy ist ein Sohn des Bibliothekars, Exil-Forschers und Publizisten Ernst Loewy (1920–2002) sowie Bruder des Filmhistorikers Ronny Loewy (1946–2012) und des Fotografen Peter Loewy (* 1951).

Sonst in der Region[]

Überlingen, Goldbach-Stollen[]

Bei Gartenschau ausgestellte Lore

Dem KZ-Häftling Adam Puntschart, einem „politischen“ Häftling und Spanienkämpfer aus Kärnten, gelang in einer Nachtschicht im März 1945 mit einem Leidensgenossen aus der Ukraine die Flucht in einer Kipplore aus dem Goldbach-Stollen. Sie hatten sich unter Sand und Felsbrocken versteckt.

Um die Wachhunde am Ausgang in die Irre zu führen, hatten sie die Lore mit Dieselöl getränkt. Im Falle einer Entdeckung wollten sie sich mit selbst gebastelten Handgranaten in die Luft sprengen.

Als der Inhalt der Lore in den Bodensee gekippt wurde, waren die beiden Männer zwar frei aber in einem gefährlichen Feindesland auf der Flucht. In den folgenden Nächten schlugen sie sich westlich von Konstanz in die Schweiz durch.


www[]

  • fiktiver Grenzstein Nr. 4 — über den 26. August 1941, Bregenz
      • Mit einem in Bregenz Vorkloster gestohlenen Fahrrad erreicht Huber rasch die Grenze bei Gaißau, wo er schließlich den Alten Rhein bei Rheineck in die Schweiz durchschwimmt. In Freiheit verbleibt er jedoch nicht lange. Sein in der Schweiz lebender Onkel meldet ihn bei den Behörden. Zwei Wochen später wird Huber im Polizeigefängnis St. Gallen inhaftiert und mehrfach verhört. Es folgen Überstellungen in die Strafanstalt Witzwil im Kanton Bern, dann in das Internierungslager Murimoos im Kanton Aargau. Aus letzterem gelingt es ihm im November 1942 erneut zu fliehen. Er will ins Jura zu einer Freundin. Doch in Biel wird er arretiert. Und entkommt aufs Neue. Resigniert kehrt er illegal nach Vorarlberg zurück. Und wird dort zum zweiten Mal verhaftet. Am 3. März 1943 in Innsbruck wird er wegen Fahnenflucht zum Tode „verurteilt“ und dann ermordet.
    • - Hilar Huber


  • Im Montafon-Tal erinnern 15 Gedenktafeln an Opfer und Widerstand im Nationalsozialismus. Die Standorte sind zu finden auf: www.stand-montafon.at/erinnerungsorte

Literatur[]

  • Pfau, Jonas (2006): Die totale Grenze Mobilisierung, Verfolgung und Flucht im nationalsozialistischen Grenzregime. In: Eigmüller, M., Vobruba, G. (eds): Grenzsoziologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften (Springer). https://doi.org/10.1007/978-3-531-90245-6_6. (Link zum kostenpfl. Download)
  • Sarah Schlatter: HIER. Gedächtnisorte in Vorarlberg. 38-45. Fotografien von Sarah Schlatter. Ortsbeschreibungen und Interviews von Markus Barnay. Hrsg. Hanno Loewy und Peter Niedermair, Bucher Verlag, Hohenems, 2008. 175 Seiten.
  • Peter Geiger, 2010: Kriegszeit. Liechtenstein 1939 bis 1945. (2 Bände) Liechtensteiner Geschichtsverein