Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs ergab sich durch die Annektierung Österreichs für die Garnison in Lindau ....
Am 25. August 1939, dem ursprünglich von Adolf Hitler und seinen Generälen als Angriffstag festgelegten Datum, meldete das Lindauer Tagblatt, seit Pfingsten 1934 zwangsvereinigt mit der Lindauer NS-Nationalzeitung wahrheitswidrig unter anderem: „Die polnische Mobilmachung zeigt offensiven Charakter – Eine kriegsstarke polnische Division steht vor Danzig – Akute Gefahr eines Handstreiches gegen die freie Stadt.“
Am 29. August stand auf der Titelseite: „Die Polen haben Terrorbanden organisiert, die in die deutschen Grenzgebiete einfallen und dort durch Brandstiftungen Unruhe hervorrufen sollen.“
Die Lindauer Garnison war durch zahlreiche Reservisten im Sommer bereits seit einigen Wochen verstärkt worden - angeblich zu Übungen.
Das Radio hat immer häufiger zackige Märsche und Nachrichten über herausfordernde Übergriffe "der Polen" ausgestrahlt.
Lindaus damalige Rüstungsbetriebe, wie beispielsweise das 1934 in Rickenbach eröffnete Dornier-Flugzeugteilewerk, die Firma Escher-Wyss in Reutin, später Cofely, und seit 1936 die Wankel-Versuchwerke im Stadtteil Zech, waren längst in die Kriegsvorbereitungen eingebunden.
So analysierte die Wehrwirtschaftsstelle in Augsburg beispielsweise am 6. Januar 1939, dass von den 149 Beschäftigten der Escher-Wyss siebzig unabkömmliche Wehrpflichtige seien und 29 zur Verwendung bei der Armee vorgemerkt würden. Über das ganze Lindauer Stadtgebiet wurde im April eine feinmaschige elektrische Alarmvorrichtung verlegt.
Der Wechsel von Lindaus bisherigem ersten Bürgermeister, Friedrich Siebert, Mitglied von NSDAP und SS, am 15. Juni 1939 auf die Stelle des Bürgermeisters und stellvertretenden Landrates in Bad Kissingen, nützte die örtliche NS-Führung, um am 27. Juli auch den Lindauer Stadtrat in Teilen auszuwechseln und alte NS-Karrieristen durch Jüngere zu ersetzen. Neuer 1. Lindauer Bürgermeister wurde am 20. August nach entsprechender Absprache von NSDAP-Kreisleiter Vogel mit dem Augsburger NS-Gauleiter Wahl, der bisherige Beigeordnete der Stadt Deggendorf, Josef Haas von der NSDAP.
Dieser wurde zu Beginn des Überfalls auf Polen zunächst zur Wehrmacht eingezogen, konnte aber Anfang des Jahres 1940 nach Lindau zurückkehren.
Am Tag des deutschen Überfalls auf Polen, am 1. September 1939, titelte das Lindauer Tagblatt: „Aufruf des Führers an die Wehrmacht (…) Ich erwarte, dass jeder Soldat, eingedenk der großen Tradition des ewigen deutschen Soldatentums, seine Pflicht bis zum Letzten erfüllen wird.“
- Damit wurde das Ende des alten Europas eingeläutet. Knapp sechs Jahre später waren weltweit rund 60 Millionen Todesopfer nach diesem Schritt zu beklagen.
Schon am 20. September 1939 kamen in Lindau die ersten polnischen Zwangsarbeiter zur Arbeit in der hiesigen Landwirtschaft an.
Friedrich Siebert wurde im Oktober 1939 in der NS-Besatzungsregierung im polnischen Generalgouvernement tätig, zuerst in Lodz und dann in Krakau, Leiter der Hauptabteilung Innere Verwaltung und damit u.a. zuständig für die Organisierung der rassistischen Judenverfolgungen.
Weblinks[]
allgemeine Informationen zum Kriegsverlauf: WP Chronologie des Zweiten Weltkriegs
- Siehe auch
- Tote KZ-Häftlinge wurden im Krematorium eingeäschert
- Krieger-/Gefallenendenkmale in Lindau